Zum Hauptinhalt wechseln
Ernährung

Können dich neue Forschungsarbeiten davon abhalten, zu überessen?

Können dich neue Forschungsarbeiten davon abhalten, zu überessen?
Evangeline Howarth
Autor und Experte5 Jahre Ago
Das Profil von Evangeline Howarth ansehen

Können dich neue Forschungsarbeiten davon abhalten, dich zu überessen?

Hast du dich auch schon mal gefragt, warum es so schwierig ist, zu einem weiteren Stück leckerem Schokokuchen oder ein paar weiteren Chips „Nein“ zu sagen? Wissenschaftler an der UNC School of Medicine in Amerika glauben, die Antwort hierfür gefunden zu haben.

Bei Labortests konnten die Forscher - in einem bestimmten Teil des Gehirns - ein spezielles Netzwerk zellulärer Kommunikation entdecken, welches Labormäuse dazu verleitet hat, weiter zu essen - und das, obwohl sie bereits schon mehr gegessen hatten, als sie eigentlich benötigen.

Dieser Kreislauf in den Säugergehirnen könnte erklären, warum wir nicht aufhören können, den Becher Eiscreme komplett leerzulöffeln - wenn wir schon einmal dabei sind. Die Theorie besagt, dass dieser Kreislauf ein Nebenprodukt der Evolution ist und aus einer Zeit stammt, als kalorienreiche Nahrung noch weniger weit verbreitet war. Zu dieser Zeit waren unsere Gehirne darauf programmiert, alles aus dem kalorienreichen Essen herauszuholen, was möglich war – für den Fall, dass die nächste üppige Mahlzeit nicht so schnell wieder auf dem Speiseplan stand.

Unsere Gehirne haben sich quasi dahingehend entwickelt, kalorienreiche Nahrung als besonders schmackhaft anzusehen und so viel wie möglich davon zu essen, da das Speichern überschüssiger Energie ein überlebensnotwendiger Vorteil in Zeiten der Nahrungsknappheit war.

Die leitenden Wissenschaftler, Dr. Thomas Kash und John R. Andrews, ein angesehener Professor im Bereich der Pharmakologie, sagen: „Dieser Kreislauf scheint unserem Gehirn zu sagen, dass alles, was wirklich gut schmeckt, auch tatsächlich wert ist, ganz aufgegessen zu werden – und zwar egal zu welchem Preis. Also höre nicht auf zu essen.“

Dieser Beitrag ist in folgende Sektionen unterteilt:

Und was bedeutet das nun für den modernen Menschen?

Können dich neue Forschungsarbeiten davon abhalten, dich zu überessen?

Wenn du dir ständig kalorienreiche Nahrungsmittel gönnst, dann liegt es vielleicht nicht nur an einer mangelnden Willensstärke. Das Blatt hat sich inzwischen gewendet und wir leben in einer Welt, in der es mehr Essen gibt, als zwischen unsere gierigen Lippen passt.

Bei einem ständig ansteigenden Anteil an Erwachsenen, die als übergewichtig oder fettleibig gelten, wird deutlich, dass diese maßlose Eigenschaft heutzutage weniger nützlich ist (1). Die gute Nachricht ist jedoch, dass Wissenschaftler nun untersuchen, wie dieser „hedonistische” Hunger — das Essen kalorienreicher Nahrung aus reiner Lust und weit über den Energiebedarf hinaus - ausgeschaltet werden kann.

„Kalorienreiches Essen ist heutzutage immer und überall im Überfluss erhältlich, allerdings ist unser Gehirn noch immer so verdrahtet, dass es uns dazu verleitet, so viel Nahrung, wie möglich, aufzunehmen“, erklärt Kash.

Wie geht es jetzt weiter?

Können dich neue Forschungsarbeiten davon abhalten, dich zu überessen?

Wissenschaftler untersuchen aktuell ein kleines Protein, von dem sie glauben, dass es beim hedonistischen Hunger eine Rolle spielen könnte. Nozizeptin agiert als Signalmolekül im Nervensystem — und Kashs Labor, sowie auch andere Studiengruppen, haben herausgefunden, dass das Blockieren dieses Proteins Laborratten und -mäuse zwar nicht davon abhält, zur Energieaufnahme zu essen - sie aber am übermäßigen Konsum kalorienreicher Nahrungsmittel hindert.

Nachdem sie das Signalmolekül gefunden hatten, bestand der nächste Schritt in der gezielteren Untersuchung. Die Forscher konnten nun den Kreislauf im Gehirn identifizieren, indem sie die Mäuse dazu brachten, ein fluoreszierendes Molekül (zusammen mit Nozizeptin) zu erzeugen. Das bedeutet, dass jene Zellen im Gehirn aufleuchten, welche die Nozizeptin-Kreisläufe lenken.

Insbesondere einer dieser Kreisläufe wurde jedes Mal aktiviert, wenn die Mäuse kalorienreiche Nahrung erhalten haben. Dieser Kreislauf beginnt im emotionsverarbeitenden Bereich des Gehirns — der zentralen Amygdala — sowie in anderen Bereichen (unter anderem auch in denen, die für die Regulierung des Hungergefühls zuständig sind).

Als Wissenschaftler in diesem bestimmten Kreislauf etwa die Hälfte der Nozizeptin-produzierenden Neuronen entfernten, haben die Mäuse aufgehört, sich zu überessen. Sie haben jedoch immer noch genug Nahrung aufgenommen, um ein normales Energielevel beizubehalten.

Kash erklärt: „Wissenschaftler untersuchen die Amygdala schon sehr lange und bringen sie mit Schmerz, Angst und Furcht in Verbindung. Unsere jetzigen Erkenntnisse zeigen allerdings, dass sie auch für andere Dinge zuständig ist, wie z. B. die Regulierung eines krankhaften Essverhaltens.”

Es ist noch ein langer Weg, bis diese Behandlung gegen das übermäßige Essen von Ärzten angewandt werden kann. Die nächsten Schritte bestehen unter anderem darin, sich genauer damit zu beschäftigen, wie dieser Kreislauf funktioniert und wie die Neuronen Nahrungsmittel in gut, schlecht, lecker und eklig einstufen. Diese Informationen können dann möglicherweise dabei helfen, eine Behandlung gegen Fettleibigkeit und übermäßiges Essen zu entwickeln.

Allerdings fürchten wir, dass es dann nicht mehr so viel Freude machen wird, wenn man beim Essen richtig zuschlägt. Wir wissen ja nicht, wie es dir da so ergeht, aber für uns gibt es nichts Besseres, als die Freude, die ein Cheat-Day mit sich bringt!

Hat dich diese Studie neugierig gemacht? Finde heraus, ob du deine Gelüste auch durch Training verringern kannst…

Unsere Artikel sollen informieren und lehren. Die dargebotenen Informationen sollten nicht als medizinische Ratschläge interpretiert werden. Kontaktiere bitte einen Arzt, bevor du mit der Ergänzung von Nahrungsergänzungsmitteln beginnst oder größere Veränderungen an deiner Ernährung durchführst.

1 https://researchbriefings.files.parliament.uk/documents/SN03336/SN03336.pdf

2 Hardaway, J. A., Halladay, L. R., Mazzone, C. M., Pati, D., Bloodgood, D. W., Kim, M., … & Erfani, A. (2019). Central Amygdala Prepronociceptin-Expressing Neurons Mediate Palatable Food Consumption and Reward. Neuron.

Evangeline Howarth
Autor und Experte
Das Profil von Evangeline Howarth ansehen

Bereits in jungen Jahren nahm Evangeline im Wettkampfsport teil. Als qualifizierter RYA Beiboot Instructor versteht sie die Wichtigkeit einer vernünftigen Ernährung, um genug Energie im Extrem- und Ausdauersport zu haben, insbesondere aufgrund ihrer Erfahrung in britischen Olympioniken-Team und als Kapitän und Coach ihres Universitätsteams.

In ihrer Freizeit liebt es Evangeline laufen zu gehen - insbesondere Marathon. An Wochenenden praktiziert sie oft Wassersportarten oder genießt das Wandern. Ihre Lieblingsabende verbringt sich mit HIIT Einheiten oder Kniebeugen im Gym, bevor sie gut gewürzte Gerichte mit einer Menge Gemüse isst - yum!

Finde mehr über Evangeline Erfahrung heraus, indem du hier klickst.

myprotein